Der Kreistag Saarlouis hat in seiner Sitzung am 10. April ein klares Zeichen für eine zukunftsfähige Mobilität gesetzt: Mit großer Mehrheit sprach sich das Gremium für die Reaktivierung der Primstalbahn sowie der Rossel- und Bistalbahn aus. Zuvor hatte sich bereits der Stadtrat Saarlouis einstimmig für die Reaktivierung der Primstalbahn ausgesprochen. Eine aktuelle Machbarkeitsstudie belegt nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch das erhebliche Potenzial dieser Strecken für die Region. Der Kreisverband von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Saarlouis begrüßt diese Entscheidungen ausdrücklich, mahnt jedoch eine deutlich zügigere Umsetzung an.
„Die Machbarkeitsstudie spricht eine klare Sprache: Mit einem Nutzen-Kosten-Faktor von 3,8 für die Primstalbahn und 1,12 für die Rossel- und Bistalbahn liegen belastbare Zahlen auf dem Tisch. Sie bestätigen unsere langjährigen Forderungen“, betont Esther Woll, Kreistagsabgeordnete der Grünen. Beide Projekte liegen über dem Mindestwert von 1,0 – den es für die positive Bewertung eines derartigen Projekts mindestens zu erreichen gilt. „Doch ein Zielhorizont bis frühestens 2037 ist völlig unzureichend und den Menschen im Saarland nicht zuzumuten. Während andere Regionen in Deutschland vormachen, wie Bahnprojekte innerhalb weniger Jahre realisiert werden, droht hier erneut ein Jahrzehnt des Wartens. Das ist kein Fortschritt, sondern ein verkehrspolitischer Stillstand.“
Petra Port, Kreisverbandsvorsitzende, hebt hervor, dass der Beschluss allein nicht genügt: „Jetzt müssen dem politischen Willen auch konkrete Maßnahmen folgen. Die saarländische Landesregierung steht in der Verantwortung, die finanziellen Mittel aus dem kürzlich beschlossenen Sondervermögen zielgerichtet für die Bahnreaktivierungen einzusetzen. Verfahren müssen vereinfacht, Planungen beschleunigt und die Umsetzung aktiv vorangetrieben werden. Die Bürger:innen erwarten zu Recht mehr als symbolische Politik. Sie brauchen endlich greifbare Verbesserungen im Alltag.“
Benjamin Mey, ebenfalls Kreisverbandsvorsitzender, unterstreicht die überregionale Bedeutung der Reaktivierungen: „Die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecken ist ein zentraler Beitrag zur Mobilitätswende, insbesondere im ländlichen Raum. Sie schafft attraktive Alternativen zum Auto, entlastet Straßen und reduziert CO₂-Emissionen. Davon profitieren nicht nur Berufspendler:innen und Schüler:innen, sondern auch das Klima. Es ist ein Projekt, das soziale, ökologische und wirtschaftliche Interessen zusammenführt.“
Zugleich mahnen die Grünen in Saarlouis, dass neben den regionalen Prioritäten auch eine landesweite Koordination der Bahnreaktivierungen notwendig ist. „Es ist verständlich, dass jede Region nun ihre nächstgelegene Bahnstrecke ganz oben auf der Agenda sehen möchte“, so Petra Port. „Gerade deshalb braucht es jetzt ein klares, transparentes und abgestimmtes Zeitmanagement seitens der Landesregierung. Nur wenn alle Projekte im Rahmen einer gemeinsamen Strategie umgesetzt werden, können Synergien genutzt und Zielkonflikte vermieden werden.“
Der Kreisverband Saarlouis unterstützt nachdrücklich die Forderungen des Landesverbandes, wie sie zuletzt von Generalsekretär Hanko Zachow formuliert wurden. Besonders CDU und SPD seien nun gefordert, sich auf Bundes- wie Landesebene mit Nachdruck für eine rasche Umsetzung einzusetzen.
Unsere konkreten Forderungen im Überblick:
- Unverzügliche Anmeldung aller saarländischen Strecken, die das Nutzen-Kosten-Verhältnis erfüllen, zur Förderung durch Bundesmittel
- Schnelle Entscheidung des Ministerrates zur Einleitung der weiteren Planungs- und Umsetzungsphasen
- Verkürzung der Planungszeiträume durch bessere personelle Ausstattung der zuständigen Behörden und gezielten Abbau bürokratischer Hürden
- Konsequente Nutzung des Sondervermögens für Investitionen in die Bahnreaktivierung und regionale Infrastrukturprojekte
- Schaffung eines landesweiten Koordinierungsplans zur sinnvollen Priorisierung und Synchronisierung aller Bahnreaktivierungsprojekte im Saarland
Die Grünen im Kreisverband Saarlouis sehen die aktuellen Entscheidungen im Stadtrat und Kreistag als wichtige Etappensiege. Doch ohne konkretes Handeln und klaren politischen Willen droht das Potenzial der Bahnreaktivierungen ungenutzt zu bleiben. Jetzt ist der Moment zum Handeln.