Fairtrade-Kreis SLS


Antrag für die
Sitzung des Kreisausschusses am 16.10.12
Sitzung des Kreistages 08.11.12

Landkreis Saarlouis wird Fairtrade– Landkreis

Der Kreisausschuss/der Kreistag beschließt:

Im Rahmen der internationalen Kampagne von TransFair soll der faire Handel in so genannten „Fairtra-de-towns“ auf lokaler Ebene gefördert werden. Nach den Städten Saarbrücken und Saarlouis strebt der Landkreis Saarlouis als erster Landkreis im Saarland  die Anerkennung als Fairtrade – Landkreis an und bewirbt sich um den Titel beim Verein TransFair.

Als Voraussetzung für die Anerkennung sind die folgenden fünf weltweit einheitlichen Kriterien zu erfüllen:

1.    Der Kreistag beschließt, dass bei allen Sitzungen und Besprechungen der Gremien sowie im Büro des Landrates Fairtrade- Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel (z.B.Tee, Saft) verwendet wird.

Diese Entscheidung wird über die kommunalen Kommunikationswege bekannt gegeben. Eine regelmäßige Berichterstattung über die Umsetzung sollte einmal im Quartal erfolgen. Eine Übersicht weiterer Fairtrade – Produkte ist unter www.fairtrade-deutschland ersichtlich.

2.    Es wird eine lokale Steuerungsgruppe gebildet, die auf dem Weg zum Fairtrade-Kreis die Aktivitäten vor Ort koordiniert.

In der Steuerungsgruppe sollen vertreten sein: Kreisverwaltung, (Einzel-)Handel (z.B. aus dem Welt Laden) sowie Vertreter aus Kirchen, Nichtregierungsorganisationen, Schulen und Vereinen.

3.    In den lokalen Einzelhandelsgeschäften werden gesiegelte Produkte aus fairem Handel angeboten und in Cafés und Restaurants werden Fairtrade- Produkte ausgeschenkt.

Diese Anforderung ist nach Einwohnerzahl gestaffelt; im Landkreis Saarlouis müssen dies 31 Geschäfte und 16 Gastronomiebetriebe sein.

4.    In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchenwerden Fair Trade – Produkte verwendet, und es werden dort Veranstaltungen zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt.

Im Landkreis Saarlouis müssen zwei Schulen, zwei Vereine und zwei Kirchen dazu gewonnen werden. Mindestens einmal im Jahr sollte eine Aktion durchgeführt werden.

5.    Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zum Fairtrade – Landkreis.

Im Aktionsleitfaden werden Hilfestellungen zur Öffentlichkeitsarbeit gegeben.

Nach Erfüllung dieser Kriterien und Prüfung durch TransFair e.V. wird der Titel „Fairtrade – Landkreis für zwei Jahre vergeben. Danach wird es eine erneute Prüfung geben.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Kessler

Ergänzende Informationen:

Was ist Fairer Handel?

Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen wollen mit ihrer Arbeit mindestens so viel ver-dienen, dass sie davon leben können.
Wenn ein Bauer trotz harter körperlicher Arbeit seine Familie nicht ernähren kann, dann liegt das zum Teil auch an ungerechten Welthandelsstrukturen. Im Fairen Handel sind die Strukturen anders: Die Produkte werden zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert. Im Mittelpunkt stehen die Produzentinnen und Produzenten,
denn: Der Faire Handel ist mehr als Import und Vertrieb von Produkten. Er gibt den Menschen hinter den Produkten ein Gesicht. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, ist das Ziel des Fairen Handels.

„Fairer Handel heißt für uns, dass wir Arbeit und Verdienstmöglichkeiten haben, so dass wir unsere Kinder zur Schule schicken können. Von unserem Verdienst haben wir in der Gruppe ein gemeinsames Konto angelegt, und wir alle entscheiden, wer davon einen Kredit bekommen kann. Wir wollen kein Mitleid, sondern Arbeit, die wir in Würde verrichten können. Wir haben nun auch eigene Arbeitsräume, wo die Arbeitsbedingungen gut sind.“
(Sunita, Schatzmeisterin der Gruppe Taja16, TARA Projects, Indien.)

Aus: Die Wirkungen des Fairen Handels, S. 5

Beim Fairen Handel geht es nicht nur um den Warenhandel, sondern es geht auch darum, auf politischer Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Zwar ist der Faire Handel nicht die Lösung für alle Probleme dieser Welt, aber er bietet benachteiligten Produzenten eine Möglichkeit, ihre Produkte unter fairen Bedingungen zu vermarkten.
In vielen Bereichen hat der Faire Handel Pionierarbeit geleistet und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für kritischen Konsum geschaffen. Seit es vielen Menschen nicht mehr egal ist, wie ein Produkt entsteht, achten zunehmend mehr Firmen auf die Einhaltung von Sozialstandards.

Was ist fair am Fairen Handel?

Viele verbinden mit dem Fairen Handel die Zahlung eines fairen Preises. Damit ist gemeint, dass für bestimm-te Produkte ein Fairtrade-Mindestpreis garantiert wird. Für diese Produkte muss er immer gezahlt werden – egal, wie niedrig derWeltmarktpreis liegt. Darüber hinaus wird für viele Produkte auch eine Fairtrade-Prämie bezahlt. Die zu Genossenschaften zusammengeschlossenen Bauern entscheiden selbst, wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird, z.B. für:

•    Bau von Trinkwasserbrunnen
•    Bau oder Renovierung von Straßen / Schulen
•    Medizinische Versorgung
•    Fortbildungen

Mehr als nur ein fairer Preis:
Der Fairtrade-Mindestpreis ist ein Mindestkriterium.

Fairer Handel heißt aber sehr viel mehr:
Es gelten partnerschaftliche Prinzipien wie z.B. langfristige und möglichst direkte Handelsbeziehungen. Bei Bedarf erhalten die Genossenschaften schon vor der Lieferung eine Anzahlung, die so genann-te Vorfinanzierung. Auch die Umstellung auf biologische Landwirtschaft wird im Fairen Handel stark gefördert.
Für viele Bauern ist es schwierig, ihre Ware zu vermarkten. Oft fehlt es an den einfachsten Dingen wie zum Beispiel einer Transportmöglichkeit der Produkte. Durch den Zusammenschluss in Genossenschaften haben die Bauern die Möglichkeit, ihre Produkte zu vermarkten, sich fortzubilden und für ihre Rechte einzutreten.
Außerdem sind im Fairen Handel ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit ausgeschlossen. Angestellte auf Plantagen und in Fabriken erhalten eine angemessene Bezahlung und profitieren unter anderem von Schutz-kleidung, bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge – alles Dinge, die bei uns selbstverständlich sind.
In den Industrienationen leisten viele engagierte Menschen Bildungs- und politische Arbeit, um die Verbraucher zu informieren und langfristig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abzubauen.

Kurz gesagt:
Fairer Handel trägt dazu bei, dass Produzentinnen und Produzenten in Entwicklungsländern von ihrer Arbeit angemessen leben können.

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